Faster, harder, Turner
In früheren Berichten habe ich unser Trainingsweekend mit den perfiden Mechanismen des modernen Strafvollzuges verglichen. Davon will ich mich, während ich mit starkem Muskelkater diesen Text schreibe, mit keiner Silbe distanzieren. Vielmehr möchte ich dem Leser die Erfahrung eines solchen Wochenendes (die sogenannte Qualia) mit weiteren übertriebenen Vergleichen ansatzweise erfahrbar machen.

Wenn man das Trainingsweekend mit einem Musikstil beschreiben müsste, würde man mit einer romantischen Symphonie oder einem schwärmerischen Streicherquartett komplett daneben liegen. So ein Wochenende hat auch kaum etwas mit verträumten Zupfereien auf einer Laute oder der Kelly Family am Hut. Es ist eindeutig härtester Techno, der den Rhythmus vorgibt und zu dessen Takt den Turnern jegliche faulen Geister ausgetrieben werden. Dieser Exorzismus beginnt schon am Freitagabend mit der ersten zweistündigen Trainingseinheit. Je nach Begabung widmet man sich dabei den Sprung- und Laufdisziplinen, dem Wurf oder dem Geräteturnen. Da sich diese Begabungen in der Regel nicht über Nacht verändern, wird man auch am nächsten und übernächsten Tag wieder ähnliche Disziplinen trainieren. Spätestens am Samstagmittag erklären daher die Beine oder gegebenenfalls die Schultern und Arme die vollständige Kapitulation. Klingt doch zum Davonlaufen, oder? Aber die Turner stehen halt einfach auf die volle Dröhnung. Oder wie es der grosse deutsche Volkslyriker Hanspeter Baxxter von Scooter ausdrücken würde: J’adore hardcore. Nun aber ernsthaft: Als einseitig läuferisch begabter Mensch kann ich vor allem von den Lauf- und Sprungtrainings berichten: Die Lektionen waren wie jedes Jahr vom Leiterteam optimal vorbereitet und wir wurden mit vielen lehrreichen Trainings belohnt. Insbesondere auf der 400m-Bahn gleich neben dem Munot konnten wir intensive Intervalltrainings und technische Hürdenläufe durchexerzieren. Durchgehend begleitet wurden wir von sommerlich warmen Sonnenstrahlen und ausgelassener und freudiger Stimmung.

I keep hearing Bingo
Nicht nur das Rennen und Werfen will trainiert sein, sondern auch das Kauen und Schlucken, daher verbrachten wir den Abend im Kronenhof im Zentrum von Schaffhausen. Das Essen war gut, die Getränke reichlich, die Soundanlage verbesserungsfähig und der Abend lang. Danke an das Alterszentrum im Geeren, welches uns wie jedes Jahr die Lotto-Karten für das Abendprogramm zur Verfügung stellte. Die älteren Semester krochen nach dem Nachtessen direkt in die Unterkunft, während die Jüngeren auf der Suche nach der Trendfarbe 2024 noch weiterzogen.

Weltschmerz und Abschied
Wie ein moosüberwachsenes Auto, das von einem Hafenkran aus den Tiefen des Sees gezogen wird, wurden die Turnerinnen und Turner am frühen Sonntagmorgen von der lauten Wecker-Musik aus ihrem tiefen Schlaf gerissen. Manch einer dachte sich dabei wohl: Wäre ich doch besser beim Lachyoga geblieben. Gegen Sonntagmittag war vom ursprünglichen Technobeat nichts mehr zu spüren; die Stimmung ging eher in einen melancholischen Fado über, der voller Weltschmerz den Verlust jeglicher Lebensfreude beklagte. Lange durchhalten mussten wir aber nicht mehr: Nach einem gemütlichen Mittagessen in der sonnigen Gartenbeiz fuhren wir wieder zurück nach Hause, ins Restaurant Chrebsbach. Vielen Dank an die beiden Oberturner von TV und DTV und an das Leiterteam für das tolle Trainingsweekend. Hopp Seuzi!
Stefan Frey